Anleitung: Wie du Gewohnheiten veränderst

Alte Gewohnheiten loslassen, neue Gewohnheiten etablieren

Wir glauben unser Leben zu steuern und zu gestalten. Laut den Forschungsergebnissen der Sozialpsychologin Wendy Wood gehen jedoch nur 57% unseres Verhaltens auf bewusste Entscheidungen zurück. Die restlichen 43% basieren auf Gewohnheiten. In dem heutigen Beitrag erfährst du, welche fatalen Auswirkungen das haben kann und wie du dir Gewohnheiten zunutze machst, um deine Ziele zu erreichen.

Was sind Gewohnheiten?

Gewohnheiten funktionieren wie kleine Computerprogramme, die automatisiert in uns ablaufen. Wir müssen zum Beispiel nicht darüber nachdenken, wie wir unsere Zähne putzen oder im Auto die Gänge schalten. Im Gegenteil!

Vielleicht hast du schon mal erlebt, dass du in dem Moment, wo du eine Routinetätigkeit, wie das Schalten der Gänge, jemand anderen erklären sollst, ins Strudeln kommst. Oder du tippst selbstverständlich dein Passwort ein, aber sobald du anfängst, darüber nachzudenken, wirst du unsicher.

Das heißt, wir müssen bei Gewohnheiten nicht lange überlegen, haben aber auch keinen bewussten Zugang mehr dazu. Das ist der Preis, den wir in vielen Fällen gern bezahlen, denn Gewohnheiten helfen uns durch den Alltag und sie schonen Energieressourcen, die wir nutzen können, um Wichtigeres zu planen. Wir sollten jedoch nie vergessen, dass wir durch sie Kontrolle abgeben.

Wenn der Autopilot nicht in deinem Sinne handelt

Im schlimmsten Fall entwickelt sich dein Leben in die falsche Richtung. Der Autopilot fährt stur geradeaus, während die Bedingungen um ihn herum mittlerweile vollkommen andere sind. Oder er führt dich schleichend in die falsche Richtung. Anfangs ist die Abweichung noch minimal, oft hast du sie nicht einmal registriert, eine kleine Sache wurde zur neuen Gewohnheit, die dir nicht so wichtig erschien. Doch schweifst du lange Zeit vom Kurs ab, selbst wenn es nur wenige Meter sind, gelangst du am Ende nicht zu deinem angestrebten Ziel.

Dann entsteht zunehmend das Gefühl „ich habe mir mein Leben anders vorgestellt“. Nur Gewohnheiten zu folgen, macht auf Dauer unzufrieden. Wir alle haben den tiefen Wunsch in uns, zu gestalten und etwas zu bewirken. Erleben wir hingegen Passivität und fehlende Selbstwirksamkeit, wächst das Anliegen, etwas zu ändern. Und was folgt? Beim nächsten Mal machen wir alles wie bisher. 😉

Warum es so schwerfällt, Gewohnheiten zu ändern

Der Autopilot wählt nicht das, was dich deinem Ziel näherbringt, was dir guttut oder dich glücklich macht. Er entscheidet aufgrund früherer Erfahrungen.

Manche Dinge reißen ein und werden zur Gewohnheit. Sie sind bequem, sie vermeiden Schmerz, wir haben sie zufällig öfter wiederholt. Es ist ein Trampelpfad entstanden und diesen Weg wählt dein Autopilot vollkommen unabhängig davon, ob er dich deinem Ziel näherbringt, dir guttut oder das Gegenteil.

Und wie du dir sicher vorstellen kannst, ist es wesentlich entspannter, den Trampelpfad zu laufen, als sich einen neuen Weg freizukämpfen. Deswegen bleibt dann oft alles beim Alten und wir folgen unserer bisherigen Gewohnheit.

Heute jedoch kannst du etwas verändern. Mach dir klar: Der Trampelpfad bringt dich deinem Ziel nicht näher. Denn wenn dem so wäre, würdest du wahrscheinlich nicht den Artikel lesen. Ich weiß, der neue Weg erscheint im ersten Moment mühsam. Vielleicht denkst du, dir fehlt dafür die Energie. Aber eines macht Mut, es trotzdem zu wagen: Die neue Gewohnheit wird bald ebenfalls zum Trampelpfad werden, der leicht begehbar ist. Dafür musst du nur für einen kurzen Moment deine Komfortzone verlassen.

Wie du die Kontrolle über deine Gewohnheiten zurückgewinnst

Bewusst machen der Gewohnheiten

Im ersten Schritt holst du deine Gewohnheiten ans Licht. Mache dir bewusst, was lange automatisiert ablief.

Gemeint sind hier weniger Routinen wie Zähneputzen, sondern Punkte, die dir nicht guttun, Gewohnheiten, die dich davon abhalten, dein Licht in die Welt zu strahlen und deine Ziele zu erreichen. Berücksichtige dabei nicht nur das „Was“ – welche Gewohnheit eingerissen ist, sondern auch das „Wie du handelst“.

Einige Fragen, die du dir stellen kannst, um hinderlichen Gewohnheiten auf die Spur zu kommen:

  • Wie oft mache ich Dinge, die mir mir guttun? Und wieviel Dinge, die ich mache, tun mir gar nicht gut?
  • Wie häufig nehme ich mir Zeit für Dinge, die Freude machen?
  • Wie oft setze ich mich selbst unter Druck?
  • Was sind die äußeren und inneren Baustellen/Rumpelecken in meinem Leben?
  • Wie ist mein Alltag organisiert? Mit was beschäftige ich mich den ganzen Tag? Über was denke ich nach?
  • Auf einer Skala von 1-10, wie sehr achte ich auf mich und meine Bedürfnisse?
  • Wie viel tue ich für mich selbst?
  • Wie stark und in welchen Bereichen gestalte ich mein Leben? Wo funktioniere und reagiere ich nur?
  • Wie gehe ich mit mir selbst und mit meinem Körper um? Gibt es ungesunde Gewohnheiten wie naschen, rauchen, trinken, die eingerissen sind? Wie lange schlafe ich? (…)

Bewerten der Gewohnheiten

Schnapp dir ein Blatt und unterteile es in zwei Spalten – „unterstützend“ und „hinderlich“. Hinterfrage anschließend die gesammelten Gewohnheiten und sortiere sie in einer der Spalten ein.

Das kannst du zum Beispiel für dich klären, indem du dir folgende Fragen stellst:

  • Wie ist es zu dieser Gewohnheit gekommen? Warum übe ich diese Routine aus? Habe ich bewusst gewählt so zu leben? Habe ich es auch mal anders versucht?
  • Was bewirkt diese Gewohnheit? Welche Gefühle macht mir das? Fühle ich mich damit wohl? Stört es mich?
  • Unterstützt mich die Routine dabei, mein Leben nach meinen Wünschen zu gestalten und meine Ziele zu erreichen?
  • Oder hält mich diese Gewohnheit eher in dem fest, wie ich nicht leben will? Ist sie hinderlich?

Konsequenzen ziehen

Bei allen Veränderungen im Leben geht es immer darum, das loszulassen, was nicht hilfreich ist und mehr davon zu tun, was nützt. Das gilt auch hier: Werfe Gewohnheiten über Board, die hinderlich sind und etabliere Routinen, die in Richtung deines Wunschlebens gehen. Mache vor allem Dinge nicht nur so, sondern weil sie dir helfen deine Ziele zu erreichen und Wünsche zu realisieren. Denk dran: Du bist die Gestalterin deines Lebens!

Wie du Gewohnheiten loslassen kannst

Laut den Forschungen der Sozialpsychologin Wendy Wood können hinderliche Gewohnheiten an verschiedenen Stellen aufgebrochen werden.

Störe das „Wann, wo, wie, mit wem“

Wenn du eine Gewohnheit loslassen willst, sorge an diesen Punkten für Störungen. Das stoppt den Autopiloten und du kannst dich für etwas Neues entscheiden.

Beispiel: Schon lange nervt dich deine ungesunde Ernährung. Du verlegst die  Essenszeiten und statt wie gewohnt in die Kantine zu gehen, besuchst du das vegane Bistro nebenan.

Erschwere die Gewohnheit

Füge Barrieren hinzu, die das Ausüben der Gewohnheit behindern. So kann sie zum einen nicht automatisch ablaufen. Dabei gewinnst du Zeit, um deine Entscheidung zu überdenken. Zum anderen wird sie dir im besten Fall zu anstrengend.

Beispiel: Lass das Geld zu Hause, sodass du nicht in Versuchung kommst, dir unterwegs Essen zu kaufen. Schaffe die Süßigkeiten in den Keller, damit der Griff in die Schrankschublade nicht automatisiert abläuft.

Überschreibe die hinderliche Gewohnheit

Wenn du die Gewohnheit nur weglässt, entsteht dort eine Leerstelle. Erfolgversprechender ist es, diese durch eine positive Routine zu überschreiben.

Beispiel: Ersetze Süßigkeiten durch selbstgemachte Apfelringe aus dem Backofen, anstatt sie nur wegzulassen.

Wie du positive Gewohnheiten etablieren kannst

Das gleiche, was beim Loslassen von Gewohnheiten hilft, kannst du nutzen, um positive Routinen zu schaffen.

Sorge für ein optimales „Wann, wo, mit wem“

  • Welche Zeit passt gut? Wo gibt es am wenigsten Unterbrechungen?
  • Welcher Ort ist unterstützend? Wo kannst du dich am besten konzentrieren, abschalten?
  • Wenn ein anderer an der neuen Routine beteiligt ist, wer wäre unterstützend und zuverlässig?

Sorge für leichte Wiederholbarkeit

Je einfacher das Verhalten wiederholt werden kann, umso eher etabliert sich die neue Gewohnheit. Frag dich: Schaffe ich es, über Wochen und Monate jeden Tag eine Stunde zu joggen? Wie muss ich es gestalten, um längerfristig durchzuhalten? Erleichtere dir den Start, indem du zum Beispiel die Joggingsachen neben dem Bett parkst.

Belohne dich

Die Belohnung muss nicht mit dem eigentlichen Verhalten zu tun haben, aber sie muss direkt erfolgen, sonst wird der Dopaminrausch nicht mit dem Ereignis verknüpft. Dich am Ende des Monats für das Durchhalten beim Joggen mit einem Eis zu belohnen, bringt (außer dem Genuss 😉) nichts. Wenn du hingegen beim Laufen deinen Lieblingspodcast hörst, verknüpfst du das anstrengende Joggen mit etwas, was dir gute Gefühle macht und so wird es leichter zur Routine.

Sorge für Spaß

Gestalte die Aufgaben, die gewünschten neuen Gewohnheiten so, dass sie Spaß machen. Niemand wiederholt gern etwas, das starke Unlustgefühle macht. Du kannst das Putzen als eine Challenge gegen die Uhr aufziehen oder Musik dabei hören und mit dem Schrubber durch die Wohnung tanzen.

Ausblick

Eine neue Verhaltensweise zu etablieren, dauert zwei bis drei Monate. Sei geduldig und wohlwollend zu dir, wenn nicht alles gleich klappt. Wichtig ist nur, dass du das Steuer in die Hand nimmst und den Kurs zurück Richtung Wunschleben führst.

Mein Fazit

Gewohnheiten helfen uns effektiv zu agieren, ohne jedes Mal lange überlegen zu müssen. Aber wir sollten hin und wieder darüber nachdenken, ob uns die aktuellen Routinen dabei unterstützen unsere Ziele zu erreichen, sonst landen wir am Ende in einem Leben, das nicht unseren Vorstellungen entspricht.

Frag dich: Zahlen meine Gewohnheiten auf meine Ziele ein oder blockieren sie mich eher? Wenn Letzteres zutrifft, ist es Zeit, an neuen unterstützenden Gewohnheiten zu arbeiten.

📝

Hast du eine nervende oder blockierende Gewohnheit, die du gern verändern möchtest und wünschst dir Unterstützung dabei? Vereinbare hier gleich dein kostenloses Orientierungsgespräch.

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Hier findest du die Studienergebnis von Wendy Wood.

Hat dir der Beitrag gefallen? Dann erfahre hier mehr darüber, wie du deine inneren Blockaden löst und ein selbstbestimmtes, zufriedenes Leben führst:

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